In der SpielOase gibt es viele verschiedene Spielmöglichkeiten für Kleinkinder – jede in einem anderen Spielkasten. Wir kombinieren ungewöhnliche Materialien mit gewöhnlichen Haushaltsgegenständen und Spielsachen, und laden Kinder ein, sich damit nach Herzens Lust zu beschäftigen.

Immer wieder fragen Eltern, ob sie mit ihrem Kind „mal zum Schnuppern“ kommen dürfen. Damit haben wir schlechte Erfahrung gemacht.  Wir verstehen gut, dass sie unsere Pädagoginnen kennen lernen und herausfinden wollen, ob sich ihr Kind im Familienspielraum wohl fühlt, ehe sie sich für 10 Termine anmelden.

Gleichzeitig erleben wir, dass Familien eine „Eingewöhnungszeit“ im Familienspielraum brauchen. Das überrascht manche, denn schließlich sind die Kinder ja immer mit ihren Eltern im Familienspielraum. Was bedeutet hier „Eingewöhnung“?

„Eingewöhnung“ im Familienspielraum

Kaum ein Kind stürzt sich beim ersten Spielraum Besuch auf die Spielsachen. Die meisten Kinder bleiben zunächst ganz dicht bei ihrer Mutter oder ihrem Vater und beobachten, was hier passiert. Sie sehen die anderen Eltern, die anderen Kinder, die Spielsachen, die Bewegungslandschaft – und mittendrin die Pädagogin, die mal hier etwas bereit stellt, mal dort etwas wegnimmt, und zwischendurch ruhig mit einzelnen Kindern oder Eltern spricht.

Das ist für die meisten Kinder eine neue, ungewohnte Situation, und sie machen sich vorsichtig – jedes auf seine Weise – damit vertraut.

Auch für Eltern ist es eine spannende Situation: Wie geht es meinem Kind hier? ist es zufrieden? glücklich? experimentierfreudig? Wer sind die anderen Eltern? Wie benimmt sich die Pädagogin? Wie gehen die Menschen hier miteinander um? Welche Regeln gelten, und kann ich mich mit ihnen anfreunden?

Bis Eltern und Kinder mit der Situation vertraut sind und ihren Platz gefunden haben, dauert es unterschiedlich lange. Manche sind am zweiten Termin schon „angekommen“, manche brauchen etwas länger. Und wenn man schlecht geschlafen hat, sieht die Welt wieder ganz anders aus!

Vor diesem Hintergrund macht „mal zum Schnuppern kommen“ für Eltern, für Kinder und für uns keinen Sinn.  Wir haben uns daher Gedanken gemacht, wie sich Eltern auf andere Weise ein Bild vom Familienspielraum machen können.

Pädagogin kennen lernen bei der SpielOase

Mehrmals pro Jahr gibt es die Möglichkeit, unsere Pädagoginnen bei der SpielOase kennen zu lernen. In diesem offenen Spielangebot begleitet sie Eltern und Kinder auf ähnliche Weise wie in den Spielgruppen, hat aber mehr Freiraum, um individuelle Gespräche zu führen.

Vorbereitung für Eltern

Damit sich Eltern gut auf den Spielraum einstimmen können, laden wir sie im Vorfeld ein, ihre Fragen mit unserer Pädagogin zu besprechen. Dafür bieten wir „Q&A“ Videocalls an, die kurz vor Kursbeginn stattfinden. Alternativ können Fragen auch im persönliches Telefonat geklärt werden oder im Rahmen eines exclusiven Spielraum Termins.

Es hat sich bewährt, dass Eltern vor Kursbeginn den Veranstaltungsort einmal besuchen, um sich mit der Anfahrt und der Parksituation vor Ort vertraut zu machen.

Vorbereitung für Kinder

Es ist schwer, einem Blinden die Farbe rot zu erklären. Genauso schwer ist es, einen sehr jungen Menschen auf eine Situation vorzubereiten, die ihm bisher fremd war.

Je jünger die Kinder sind, desto kurzfristiger ist die Vorbereitung sinnvoll. Ein Baby, das sechs Monate alt ist, versteht „Wir gehen jetzt aus dem Haus und fahren wo anders hin“.  Einem einjährigen Kind kann ich schon sagen: „Morgen fahren wir nach dem Frühstück zum Familienspielraum. Dort darfst Du nach Herzens Lust spielen“. Ein vierjähriges Kind hat vielleicht schon Erfahrung mit verschiedenen Kursen gemacht, so dass hier Vergleiche möglich sind: „Heute nachmittag gehen wir zum ersten Mal in den Abenteuer-Spielraum. Das ist so ähnlich wie beim Kinderturnen, nur mit anderen Geräten und viel weniger anderen Kindern“.

Vorbereitung der übrigen Teilnehmer

Häufig begegnen sich in einer Spielgruppe neue Familien und Familien, die bereits am vorangegangenen Kurs teilgenommen haben. Am Ende des jeweiligen Kurses verabreden sich manche Familien schon für den nächsten Kurs und freuen sich auf das Wiedersehen. Gleichzeitig sind sie gespannt auf die „Neuen“.

Neue Eltern werden mit offenen Armen begrüßt. Wir beginnen die ersten Stunden eines neuen Kurses mit einer Vorstellungsrunde, damit alle namentlich untereinander bekannt werden und deutlich wird, wer aus welchem Ort kommt – damit man sich auch außerhalb des Kurses treffen kann.

So gelingt es meistens schnell, Anschluss zu finden und sich im Familienspielraum „zuhause“ zu fühlen.

Unsere Pädagoginnen begleiten schon seit über 20 Jahren Eltern mit kleinen Kindern in Spielraum-Kursen, und finden es immer noch spannend!

Warum eigentlich?

Wer zum Fenster reinschaut, sieht Eltern auf Sitzkissen an den Wänden, die sich kaum unterhalten. Überall im Zimmer sind Kinder und Spielmaterial, dazwischen steht ein Pikler-Podest oder ein Pikler-Dreieck, Kurztunnel aus Holz gibt es auch, und die Kinder machen was sie wollen.

Manche wollen auch gerade garnichts machen, sie sitzen bei ihrer Mama und schauen sich das Treiben der anderen an. Manche sind müde und werden gestillt.

Klingt nicht sehr aufregend, oder?

Tatsächlich ist der Kurs im Familienspielraum eine wöchentliche Momentaufnahme der Entwicklung der Kinder.

Unsere Pädagoginnen interessieren sich für die individuelle Entwicklung jedes Kindes, und sind vor der Kursstunde gespannt, was die Kinder beim Spiel von ihrer Entwicklung zeigen.

Vom Liegen zum Laufen

Im Rahmen der Spielstunde sehen wir, wie das Kind von Woche zu Woche sicherer wird im Umgang mit seinem eigenen – wachsenden! – Körper, der Schwerkraft und dem Gleichgewicht. Wir erleben seinen persönlichen Weg vom Liegen auf dem Rücken über das Drehen und Robben hin zum Krabbeln, zum hochziehen, zu ersten Schritten… wir erleben, wie das Kind für sich herausfindet, ob Rutschen Spaß macht, oder klettern. Das ist die großmotorische Entwicklung, die Emmi Pikler im „Loczy“ hundertfach begleitet und durch genaues Beobachten wissenschaftlich dargestellt hat – zu finden in ihrem Buch „Lasst mir Zeit“

Vom Greifen zum Begreifen

Auch die Spielentwicklung erleben wir mit: von den Anfängen, wenn es noch schwer ist, einen Gegenstand von der einen in die andere Hand sicher zu übergeben, hin zum Ergreifen zwei unterschiedlicher Gegenstände, die dann in jeder Hinsicht miteinander verglichen werden. Daraus entsteht ein Verständnis für Unterschiede, und das befähigt die Kinder zum Auswählen ihrer Spielmaterialien, zum Sortieren und Sammeln – bis hin zum Aufreihen und Bauen mit den Materialien.

Vom Ich über das Du zum Wir

Je älter die Kinder sind, desto deutlicher wird auch die soziale Entwicklung: Erste Begegnung mit anderen Babys – woran erkennen wir, ob den beiden klar ist, dass sie ähnliche Bedürfnisse haben? Wie nah darf mir der andere kommen? lasse ich mich berühren? was ist, wenn ich schon Haare habe? Kurz drauf beobachten wir die beiden, wie sie abwechselnd mit dem selben Gummiring spielen – und eher überrascht als unzufrieden wirken, wenn der Ring den Besitzer gewechselt hat. Dann gibt es Phasen, wo zwei Kinder das selbe Auto haben wollen. Hier kommt es gelegentlich zu Streit, und wir begleiten die Kinder dabei, eine Lösung zu finden, die für beide Kinder gut ist. Dabei schauen wir – ähnlich wie Marshall Rosenberg bei der Gewaltfreien Kommunikation – auf die Bedürfnisse der Beteiligten und helfen ihnen, die des Gegenübers zu erkennen und bei ihrem Verhalten zu berücksichtigen.

Im Abenteuer-Spielraum sehen wir, wie aus dem „tun als ob“ Spiel eines einzelnen Kindes ein Gemeinschaftsspiel wird, bei dem die Kinder sich miteinander verabreden, wer welche Rolle in diesem Spiel übernimmt, und nach welchen Regeln das Spiel gespielt wird.

Vom Verstehen über die ersten Worte bis hin zum Dialog

Auch die Sprachentwicklung dürfen wir so miterleben: vom ersten Verständnis für Sprache über einzelne Worte bis hin zu vollständigen Sätzen erleben wir die Kinder als verständige Wesen, die von Anfang an verdienen, dass wir mit ihnen auf Augenhöhe sprechen und sie mit Worten auf alles vorbereiten, was mit ihnen geschehen wird.

Abschied von der Windel

Die Entwicklung der Schließmuskelkontrolle – von der Windel zum Töpfchen – erleben wir natürlich auch, wenngleich die hygienische Versorgung in der Regel bei den Eltern liegt. Hier unterstützen wir nur, wenn Fragen auftauchen, z.B. wenn Kinder nicht mehr auf dem Rücken liegen bleiben wollen und eine sichere Umgebung fürs Wickeln brauchen, wo sie sich zum Stehen hochziehen können, und Eltern lernen wollen, ihre Kinder geschickt auf dem Bauch liegend oder stehend zu wickeln.

Von der Brust zum Brot

Für die Entwicklung der Esskultur geben wir ebenfalls nur Anregungen, wenn Fragen auftauchen. Von der Brust zum Brot ist ein weiter Weg, und wir empfehlen in erster Linie Geduld. Jesper Juul folgend legen wir Wert darauf, das Essenssituationen als Orte sozialer Begegnung in erster Linie friedlich und freundlich gestaltet werden – auch wenn das bedeutet, dass ein Kind vorher etwas zu Essen bekommt, ehe die Familie gemeinsam am Tisch sitzt.

Erkenntnis durch Kenntnis

Wie Maria Montessori sind wir davon überzeugt, dass Babys und Kleinkinder einen inneren Lehrplan haben, der ihre Entwicklung in vielen Aspekten bestimmt. Diesen Lehrplan kennen zu lernen, und den Kindern geeignetes Spielmaterial und genügend Herausforderungen zur Verfügung zu stellen, finden wir auch nach 20 Jahren noch spannend!

Sehr gerne teilen wir unsere Wahrnehmungen mit Eltern, die mit ihren Kindern unsere Kurse besuchen – denn wir haben festgestellt, dass es viel leichter ist, Entwicklungsschritte zu erkennen, wenn wir ihre Regelmäßigkeiten kennen und Worte dafür haben. So freuen sich im Spielraum auch Eltern daran, wenn ein Kind einen Löffel in eine Dose steckt und wieder herausholt – und so erkundet, wie die beiden Gegenstände zusammen passen. Und zuhause finden sie dann viele weitere Materialien, die das Kind in eine Dose stecken und wieder herausnehmen kann, bis sich daraus das nächste Spiel entwickelt, das den nächsten Entwicklungsschritt anzeigt.