Wie alles begann

Mutter sein ist häufig anders als erwartet

Als mein erstes Kind mit sechs Monaten ständig an meinem Rockzipfel hing, sich scheinbar nur durch Herumtragen beruhigen ließ und ich den Eindruck hatte, nur noch zum stillen, einkaufen, kochen und füttern aufzustehen, war ich am Ende meiner Weisheit. Mutter sein und ein Kind haben hatte ich mir anders vorgestellt! Nicht mal in Ruhe duschen konnte ich…

Da lieh mir meine Hebamme eine Holzkiste. Die war ungefähr so groß wie ein halber Schreibtisch und so hoch wie eine niedrige Treppenstufe. Man konnte ein Rutschbrett daran befestigen. Ich wusste erst nicht viel damit anzufangen.

Mein Kind ließ sich davon nicht stören und begann, auf dem Bauch kriechend, die Kiste zu erforschen. Damit war es so beschäftigt, dass ich ohne Protest den Raum verlassen und nebenan aufräumen konnte. Welch ein Segen!

Natürlich wollte ich das Geheimnis der Kiste verstehen, und so führte mich die Kiste zuerst zu den Büchern von Emmi Pikler, dann in den Pikler-Spielraum und schließlich zur Zusatzausbildung für Pikler-Pädagoginnen nach München und Budapest.

Es war eine weite Reise, und meine inzwischen drei Kinder erinnern sich daran, dass es für sie nicht schön war, wenn ich zuhause fehlte – aber sie profitieren bis heute davon und haben vieles von dem, was für mich damals neu war, selbstverständlich in ihren Alltag integriert.

Ich wünsche auch Dir und Deinem Kind eine spannende Reise, und freue mich, wenn ich mit meiner Erfahrung und meinem Fachwissen dazu beitragen kann, dass Ihr einen guten Weg zu einem friedlichen Familienleben findet.

Heidi Pussel