In der SpielOase gibt es viele verschiedene Spielmöglichkeiten für Kleinkinder – jede in einem anderen Spielkasten. Wir kombinieren ungewöhnliche Materialien mit gewöhnlichen Haushaltsgegenständen und Spielsachen, und laden Kinder ein, sich damit nach Herzens Lust zu beschäftigen.
Unsere Pädagoginnen begleiten schon seit über 20 Jahren Eltern mit kleinen Kindern in Spielraum-Kursen, und finden es immer noch spannend!
Warum eigentlich?
Wer zum Fenster reinschaut, sieht Eltern auf Sitzkissen an den Wänden, die sich kaum unterhalten. Überall im Zimmer sind Kinder und Spielmaterial, dazwischen steht ein Pikler-Podest oder ein Pikler-Dreieck, Kurztunnel aus Holz gibt es auch, und die Kinder machen was sie wollen.
Manche wollen auch gerade garnichts machen, sie sitzen bei ihrer Mama und schauen sich das Treiben der anderen an. Manche sind müde und werden gestillt.
Klingt nicht sehr aufregend, oder?
Tatsächlich ist der Kurs im Familienspielraum eine wöchentliche Momentaufnahme der Entwicklung der Kinder.
Unsere Pädagoginnen interessieren sich für die individuelle Entwicklung jedes Kindes, und sind vor der Kursstunde gespannt, was die Kinder beim Spiel von ihrer Entwicklung zeigen.
Vom Liegen zum Laufen
Im Rahmen der Spielstunde sehen wir, wie das Kind von Woche zu Woche sicherer wird im Umgang mit seinem eigenen – wachsenden! – Körper, der Schwerkraft und dem Gleichgewicht. Wir erleben seinen persönlichen Weg vom Liegen auf dem Rücken über das Drehen und Robben hin zum Krabbeln, zum hochziehen, zu ersten Schritten… wir erleben, wie das Kind für sich herausfindet, ob Rutschen Spaß macht, oder klettern. Das ist die großmotorische Entwicklung, die Emmi Pikler im „Loczy“ hundertfach begleitet und durch genaues Beobachten wissenschaftlich dargestellt hat – zu finden in ihrem Buch „Lasst mir Zeit“
Vom Greifen zum Begreifen
Auch die Spielentwicklung erleben wir mit: von den Anfängen, wenn es noch schwer ist, einen Gegenstand von der einen in die andere Hand sicher zu übergeben, hin zum Ergreifen zwei unterschiedlicher Gegenstände, die dann in jeder Hinsicht miteinander verglichen werden. Daraus entsteht ein Verständnis für Unterschiede, und das befähigt die Kinder zum Auswählen ihrer Spielmaterialien, zum Sortieren und Sammeln – bis hin zum Aufreihen und Bauen mit den Materialien.
Vom Ich über das Du zum Wir
Je älter die Kinder sind, desto deutlicher wird auch die soziale Entwicklung: Erste Begegnung mit anderen Babys – woran erkennen wir, ob den beiden klar ist, dass sie ähnliche Bedürfnisse haben? Wie nah darf mir der andere kommen? lasse ich mich berühren? was ist, wenn ich schon Haare habe? Kurz drauf beobachten wir die beiden, wie sie abwechselnd mit dem selben Gummiring spielen – und eher überrascht als unzufrieden wirken, wenn der Ring den Besitzer gewechselt hat. Dann gibt es Phasen, wo zwei Kinder das selbe Auto haben wollen. Hier kommt es gelegentlich zu Streit, und wir begleiten die Kinder dabei, eine Lösung zu finden, die für beide Kinder gut ist. Dabei schauen wir – ähnlich wie Marshall Rosenberg bei der Gewaltfreien Kommunikation – auf die Bedürfnisse der Beteiligten und helfen ihnen, die des Gegenübers zu erkennen und bei ihrem Verhalten zu berücksichtigen.
Im Abenteuer-Spielraum sehen wir, wie aus dem „tun als ob“ Spiel eines einzelnen Kindes ein Gemeinschaftsspiel wird, bei dem die Kinder sich miteinander verabreden, wer welche Rolle in diesem Spiel übernimmt, und nach welchen Regeln das Spiel gespielt wird.
Vom Verstehen über die ersten Worte bis hin zum Dialog
Auch die Sprachentwicklung dürfen wir so miterleben: vom ersten Verständnis für Sprache über einzelne Worte bis hin zu vollständigen Sätzen erleben wir die Kinder als verständige Wesen, die von Anfang an verdienen, dass wir mit ihnen auf Augenhöhe sprechen und sie mit Worten auf alles vorbereiten, was mit ihnen geschehen wird.
Abschied von der Windel
Die Entwicklung der Schließmuskelkontrolle – von der Windel zum Töpfchen – erleben wir natürlich auch, wenngleich die hygienische Versorgung in der Regel bei den Eltern liegt. Hier unterstützen wir nur, wenn Fragen auftauchen, z.B. wenn Kinder nicht mehr auf dem Rücken liegen bleiben wollen und eine sichere Umgebung fürs Wickeln brauchen, wo sie sich zum Stehen hochziehen können, und Eltern lernen wollen, ihre Kinder geschickt auf dem Bauch liegend oder stehend zu wickeln.
Von der Brust zum Brot
Für die Entwicklung der Esskultur geben wir ebenfalls nur Anregungen, wenn Fragen auftauchen. Von der Brust zum Brot ist ein weiter Weg, und wir empfehlen in erster Linie Geduld. Jesper Juul folgend legen wir Wert darauf, das Essenssituationen als Orte sozialer Begegnung in erster Linie friedlich und freundlich gestaltet werden – auch wenn das bedeutet, dass ein Kind vorher etwas zu Essen bekommt, ehe die Familie gemeinsam am Tisch sitzt.
Erkenntnis durch Kenntnis
Wie Maria Montessori sind wir davon überzeugt, dass Babys und Kleinkinder einen inneren Lehrplan haben, der ihre Entwicklung in vielen Aspekten bestimmt. Diesen Lehrplan kennen zu lernen, und den Kindern geeignetes Spielmaterial und genügend Herausforderungen zur Verfügung zu stellen, finden wir auch nach 20 Jahren noch spannend!
Sehr gerne teilen wir unsere Wahrnehmungen mit Eltern, die mit ihren Kindern unsere Kurse besuchen – denn wir haben festgestellt, dass es viel leichter ist, Entwicklungsschritte zu erkennen, wenn wir ihre Regelmäßigkeiten kennen und Worte dafür haben. So freuen sich im Spielraum auch Eltern daran, wenn ein Kind einen Löffel in eine Dose steckt und wieder herausholt – und so erkundet, wie die beiden Gegenstände zusammen passen. Und zuhause finden sie dann viele weitere Materialien, die das Kind in eine Dose stecken und wieder herausnehmen kann, bis sich daraus das nächste Spiel entwickelt, das den nächsten Entwicklungsschritt anzeigt.
